Editorial Rot&Weiss 2/2020: ES GIBT AUCH EINE ZEIT NACH DER KRISE
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
in den vergangenen Wochen hat sich unser Leben grundlegend verändert. Wie lange der Ausnahmezustand, in dem sich die Welt gerade befindet, noch andauern wird, kann niemand mit Sicherheit sagen.
Bei Redaktionsschluss sah es danach aus, als würden Maßnahmen wie strenge Ausgangsbeschränkungen und geschlossene Schulen, Kindergärten, Universitäten und Betriebe zumindest noch bis in den Mai hinein verlängert. Die Corona-Krise trifft uns hart – und sie trifft alle. Wenn auch jeden einzelnen auf andere Weise. Für uns alle ist jetzt natürlich am wichtigsten, dass unsere Familien, Freunde und wir diese schwere Zeit gesundheitlich gut überstehen. Denn ohne Gesundheit und die Menschen, die einem nahe sind, ist alles nichts.
Wir Zahntechniker sind wie viele andere Berufsgruppen darüber hinaus auch wirtschaftlich betroffen – als Unternehmer oder aber als Mitarbeiter in zahntechnischen Labors. Wie sehr und nachhaltig unsere Wirtschaft Schaden nehmen wird, wird sich noch zeigen. Fest steht aber, dass Klein- und Kleinstbetriebe besonders schwer zu tragen haben werden. Betriebe, wie es die meisten Zahnlabore sind, sind einem enormen wirtschaftlichen Druck ausgesetzt, viele fürchten um ihre Existenz. Gerade Betriebe wie unsere leben vom täglichen Engagement und der Leidenschaft ihrer Betreiber und vom Einsatz ihrer Mitarbeiter. In unseren Laboren spielt zumeist auch das Persönliche eine besonders große Rolle. Zahnlaborbetreiber standen und stehen auch darum vor vielen schweren Entscheidungen. Zum Beispiel darüber, was mit ihren Mitarbeitern passieren soll. Viele haben das Modell der Kurzarbeit genutzt, um so zumindest einen großen Teil der Mitarbeiterkosten während der Krise zu sparen.
Gerade in Unternehmen mit einigen wenigen Mitarbeitern zeigt sich täglich, wie wichtig gut eingespielte Teams sind. Umso wichtiger ist es, jetzt schon an die Zeit nach der Krise zu denken und als Team darauf vorbereitet zu sein. Als Bundesinnung empfehlen wir jenen, die noch überlegen, ob sie Mitarbeiter entlassen sollen, weiterhin eindringlich, auf Kurzarbeit zu setzen. Denn auch wenn es kurzfristig als schnellste und günstige Lösung erscheinen mag, Mitarbeiter zu kündigen – Kurzarbeit ist die unternehmerisch vernünftigere und sozial verträglichere Möglichkeit, mit der Krise umzugehen. Es geht dabei auch um das wirtschaftliche Überleben der Mitarbeiter. Wir sollten sie nicht um die Möglichkeit der staatlichen Entschädigung im Rahmen der Kurzarbeit bringen. Je nachdem, in welchem Ausmaß Kurzarbeit angewandt wird (das Arbeitsstundenausmaß kann zwischen 10 und 90 Prozent des derzeitigen ausma- chen), sparen sich Unternehmen bis zu 90 Prozent der Kosten pro Mitarbeiter. Auf www. zahntechniker.at findet Ihr alle wichtigen Informationen zum Thema.
Nach der Krise werden wir froh sein, unsere Mitarbeiter weiterhin im Unternehmen zu haben und mit ihnen als Team wieder erfolgreich arbeiten zu können.
Was uns die vergangenen Wochen bereits deutlich gezeigt haben ist, dass vieles, was wir als selbstverständlich erachten, es nicht ist. Das gilt im Privaten wie im Beruflichen, es gilt für Gesundheit, Gesellschaft und Wirtschaft. Unsere globale Wirtschaftsordnung ist überaus fragil. Dagegen zeigt sich gerade in Krisenzeiten, dass es umso wichtiger ist, dass kleine, regionale Strukturen gut funktionieren. Wahrscheinlich ist das etwas, das wir aus der Krise mitnehmen sollten.
In Gesundheitsberufen wie der Zahntechnik wird sich auch weiterhin zeigen, dass es besser ist, auf Qualität, Service und Nähe zu setzen als auf Zahnersatz, bei dem jeder einzelne Bestandteil irgendwo anders auf der Welt gefertigt wurde. Mit diesen unseren Stärken werden wir auch in Zukunft wieder herausragende Arbeit leisten. Denn es wird eine Zeit nach der Krise kommen, soviel steht fest. Bis dahin wünsche ich Euch und Euren Familien, dass Ihr gesund bleibt. Und Euch als Unternehmer, dass Ihr und Eure Betriebe diese schwere Zeit möglichst gut übersteht.
Euer
Richard Koffu