Editorial Rot&Weiss 6/2017: WIE ES WAR
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
dieses Jahr, man muss es so sagen, hat für uns Zahntechniker nicht sehr erfreu- lich begonnen. Im Bundeseinigungsamt gab es zwar eine Einigung über eine neue Lehrlingsentschädigung – nur wurde die Position der Bundesinnung nicht angehört. Die neue Satzung ist schließlich so absurd hoch ausgefallen, dass klar war, welche Fol- gen sie haben musste. Und mittlerweile ist es genauso gekommen, wie wir es befürchtet hatten: In Österreich gibt es immer weniger Lehrlinge in zahntechnischen Labors. Viele Betriebe wollen sich keine mehr leisten, an- dere könnten nicht, selbst wenn sie wollten. Die Lehrlingszahlen sind heuer um bis zu zwei Drittel zurückgegangen. Gerade heute, wo sich der Beruf so gravierend wandelt, wäre es aber umso wichtiger, vielversprechende junge Menschen so auszubilden, dass sie und die Zahntechnik eine gute Zukunft haben.
Die Zeichen stehen, das wissen wir längst, auf Digitalisierung. Gut, heute ist es noch möglich, das zu ignorieren und so weiter- zuarbeiten wie bisher. Aber lange wird das nicht mehr gut gehen. Daher müssen alle, die auch weiterhin bestehen wollen und nicht angesichts übermächtiger Konkurrenz aus dem Ausland oder der Industrie zugrunde gehen wollen, genau überlegen, wie sie sich positionieren. Und das kann aus Sicht der Bundesinnung nur heißen: sich dem digitalen Wandel nicht versperren, sondern aufrüsten und Nischen besetzen. Kleine und mittlere Zahnlabors haben schlicht keine Chance, mit Großunternehmen mitzuhalten, was Preise und Masse angeht. Wir müssen den Patienten und Zahnärzten Qualität und Service bieten, die sie sonst nicht bekommen.
Aber die Lehrlingsentschädigung war nicht der einzige Konflikt, der sich heuer zwischen uns und der Arbeitnehmerseite aufgetan hat. Mitten im Jahr kam die Forderung nach ei- nem neuen KV auf. Während sich die Arbeit- nehmerseite heuer also darauf festlegte, dass man sich am besten auf die Zukunft vorbereitet, indem man die Kosten für Un- ternehmen dramatisch nach oben schraubt, haben wir uns mit dem auseinandergesetzt, was unseren Beruf erwartet, und ein Konzept für unser neues Berufsbild vorgelegt. Wie ihr in rot&weiß gelesen haben werdet, wollen wir etwa die Lehre auf drei Jahre verkürzen und dann noch ein viertes Jahr anbieten. In diesem sollen junge Talente schwerpunkt- mäßig digitales Arbeiten erlernen. Bis zuletzt sperrten sich die Arbeitnehmervertreter dage- gen. Sie forderten stattdessen, weiterhin vier Jahre für alle beizubehalten und einen Aus- bildungsverbund zu schaffen: Lehrlinge, die in Labors ohne digitale Infrastruktur lernen, sollen digitale Aspekte in besser ausgestatte- ten Labors erlernen. Das ist aus unserer Sicht nicht machbar. Einerseits kann es Kollegen nicht zugemutet werden, Lehrlinge aus ande- ren Betrieben ein bisschen mitauszubilden. Andererseits wird das nächste Labor mit ent- sprechender Ausstattung gerade am Land oft sehr weit weg sein und nur wenige Lehr- linge würden lange Wege auf sich nehmen. Mittlerweile zeichnet sich hier allerdings eine Einigung ab und es sieht so aus, als würde unser Konzept für die Lehre umgesetzt. Wir werden im nächsten rot&weiß ausführlich darüber berichten.
2017 hatte natürlich auch positive Seiten: Wir haben die Akademie in Baden weiter aufge- rüstet und beispielsweise zwei 3D-Drucker angeschafft. Das Angebot an der Akademie ist breiter denn je, weiterhin leistbar und wird sehr gut angenommen. Im Vergleich zu einem großen Teil der ande- ren Länder in Europa, auch das muss man sagen, steht die heimische Zahntechnik sehr gut da. Und wird auch so wahrgenommen. So waren wir im Herbst in die Slowakei geladen, um dort über unsere Arbeit als Bundesinnung und die fortschrittliche Zahntechnikeraus- bildung hierzulande zu referieren (siehe Bericht Seite 12). Vor Kurzem gab es noch ein ähnliches Treffen in Düsseldorf, das von einer deutschen Zahntechnikervertretung initiiert wurde.
Ja, 2017 war durchwachsen. Aber wir sind fest davon überzeugt, dass wir als Bundesinnung und als Unternehmer zu einer guten Zukunft für unseren Beruf beitragen können. Bleiben wir optimistisch, arbeiten wir alle gemeinsam für die Zahntechnik von morgen. In diesem Sinne wünsche ich euch schöne Feiertage und schon jetzt alles Gute für das Jahr 2018.
Euer
Richard Koffu