Editorial Rot&Weiss 3/2022: WISSEN, WAS DIE ZAHNTECHNIK BRAUCHT
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Erfolgreiche Arbeit und gute Ausbildung sind in einem technischen Beruf immer auch eine Frage der Ausstattung. Das gilt in der Zahntechnik in Zeiten digitaler Technologien heute mehr denn je.
In Wien zeigt es sich gerade auch in Sachen Lehrabschlussprüfung: die Wiener Berufsschule verfügt nicht über die nötige Infrastruktur für die Anforderungen der Lehre neu, die sich ja in einem eigenen, umfassenden Modul ganz dem digitalen Workflow widmet. Die Berufsschule Baden ist dagegen sehr gut ausgestattet und nutzt außerdem die Akademie (AÖZ) in Baden samt ihrer Spitzenausstattung.
Bisher konnten Wiener Lehrlinge von Wiener Prüfern auch in der AÖZ geprüft werden, aber mit dem neuen Lehrplan und der Prüfungsordnung geht das nicht mehr. Schließlich verlangt es diese, dass Prüfer im digitalen Bereich geschult und mit den Gegebenheiten und der modernen Ausstattung in Baden vertraut sind. Die Lösung kann aus Sicht der Bundesinnung der Zahntechniker nur sein, dass zukünftig auch Wiener Lehrlinge schulisch nach denselben Standards wie Lehrlinge aus den anderen acht Bundesländern ausgebildet werden: also ebenfalls in der Badener Berufsschule. Dazu müssten Ausbildung und Prüfungen auch über die Lehrlingsstelle Niederösterreich abgewickelt werden. Wir sind zuversichtlich, eine gute Lösung zu finden.
Dieses Beispiel zeigt, dass Mängel in der Ausstattung und im Bewusstsein für ihre Wichtigkeit problematisch sind und wir ohne neue Technologien in der Zahntechnik nicht mehr weit kommen. Glücklicherweise sehen das immer mehr Laborbetreiber ebenso und sind längst dabei, ihren Workflow umzustellen und digitales Arbeiten in ihren Alltag zu integrieren. In unserem Schwerpunkt rund um digitalen Workflow und Teamwork in der Dentalbranche heute und morgen haben wir für diese Ausgabe mit Annabelle Konczer gesprochen, die in Graz ein Labor mit rein digitalem Workflow betreibt. Das Interview lest ihr auf den Seiten 8 und 9.
Die AÖZ ist in Österreich jedenfalls der Angelpunkt für gute Aus- und Weiterbildung und eine Ausbildungsstätte, die weit über unser Land hinaus Beachtung findet. Umso wichtiger ist, dass diese Institution für die heimische Zahntechnik autonom und von Leuten vom Fach gesteuert wird. Die neue Führung der Bundesinnung der Gesundheitsberufe – allesamt Optiker – versucht jedenfalls, vermehrt Einfluss auf unsere Arbeit in und mit der AÖZ zu nehmen. Mittlerweile haben wir, wie angekündigt, einen Verein gegründet, der künftig Träger der AÖZ sein soll, siehe auch Seite 11. Damit wollen wir sicherstellen, dass die AÖZ weiterhin in den Händen der Zahntechniker bleibt, und klare Verhältnisse und beste Voraussetzungen für transparente Beschlüsse im Sinne unseres Berufsstandes schaffen.
Was die Arbeit der Bundesinnung der Zahntechniker generell angeht, arbeiten wir, wie berichtet, auch weiter daran, unsere Autonomie abzusichern. Auch hier ist mit der aktuellen Führung der Berufsgruppe Optiker leider keine gute Zusammenarbeit möglich. Wir sind jedenfalls der Meinung, dass unsere Berufsgruppe wieder als eigenständige Bundesinnung in der WKO und als Fachvertretung in den Bundesländern sein muss. Dieses Anliegen werden wir mit allen gebotenen Mitteln vorantreiben. Dazu gibt es bereits einen Antrag des Präsidiums der Kärntner Wirtschaftskammer, der im Wirtschaftsparlament behandelt werden muss. Um der Sache besonderen Nachdruck zu verleihen, sammeln wir Unterstützungserklärungen unserer Mitgliedsbetriebe. Die Formulare dazu werden aktuell ausgeschickt. Wir hoffen auf zahlreiche Unterschriften und bedanken uns jetzt schon bei allen, die den Vorstoß im Sinne der österreichischen Zahntechnik unterstützen. Denn nur in der eigenständigen Bundesinnung ist eine aktive und gute Standespolitik möglich, ohne Störaktionen von Berufsfremden.
Euer
Richard Koffu