Editorial Rot&Weiss 2/2022: WAS TEAMWORK WERT IST
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Art, wie wir arbeiten, hat sich stark verändert und doch stehen wir erst am Beginn eines großen Umbruchs. Zahntechnik ist schon lange kein analoges Handwerk mehr, sondern in seiner modernen Ausformung durch und durch digital getrieben. Das gilt für die Hardware, also die Geräte, die wir in Zahnlaboren heute nutzen, und für die Software, die diese Geräte so effizient macht und ermöglicht, durch Vernetzung ganz neue Wege des Teamworks zu beschreiten.
Die Zusammenarbeit im Dreieck Zahnarzt-Patient-Zahntechnikermeister verändert sich also mit dem Wandel und: Sie wird in Zukunft wichtiger denn je. Auf den Seiten 8 und 9 dieser Ausgabe geben wir einen Überblick über Möglichkeiten und Notwendigkeiten im Teamwork in Zeiten der Digitalisierung. Die zentrale Figur ist dabei der Zahntechnikermeister, der als Experte für digitale Aspekte in der Planung und Fertigung von Zahnersatz sein umfangreiches Fachwissen einbringen kann. Das betrifft Fragen des Datenschutzes, der Kommunikation genauso wie solche rund um die Fertigung, um technische Möglichkeiten und Materialien. Das hat viele Vorteile im Teamwork, nicht zuletzt für Zahnärzte (siehe Infobox S. 9). Jedenfalls gilt, dass immer entscheidender wird, wie gut eingespielt Teams sind.
Zahntechnikermeister sind, sowohl in Sachen Datenschutzgrundverordnung als auch was das Medizinproduktegesetz und die Medical Devices Regulation der EU angeht, Fachleute. Und das ist ein ganz wesentlicher Faktor. Denn die Anforderungen an Materialien und die Qualität von Arbeiten werden durch gesetzliche Bestimmungen höher. Für die Dokumentation im Bereich DSGVO, MDR, MPG bräuchte ein Kleinlabor heute im
Grunde einen eigenen Mitarbeiter, wenn es allen Anforderungen entsprechen will. Labore, die in diesem Bereich an nötigen Ressourcen sparen, können jedenfalls ernsthafte Probleme bekommen. Zahnärzte, die über vernünftige Preise nicht ihren Teil dieses Aufwandes der Labore mittragen wollen, sparen ebenfalls am falschen Fleck. Denn verlässliche Partner sind Betriebe, die allzu knapp kalkulieren und vermeintlich nebensächlichen administrativen Aufwand vernachlässigen müssen, nicht. Leistungen im Teamwork müssen also ihren Preis haben. Und die Leistungen, die Zahnlabore erbringen müssen, werden mehr. Auch ständige Weiterbildung, in die Labore zukünftig noch mehr investieren müssen, kostet. Gleiches gilt für Energie und Rohstoffe, die teurer werden. Darum müssen wir, liebe Kolleginnen und Kollegen, einfach vernünftig kalkulieren und nicht versuchen, über günstige Preise zu punkten. Das kann sich nicht ausgehen.
Aber viel spricht für uns und unsere Arbeit. Gerade wegen der vielen Aufgaben, die die Zahntechnik übernimmt und der vielen Fähigkeiten, die es dazu braucht. Es wird also schwieriger sein, Labore zu finden, die die vielen Anforderungen erfüllen. Das liegt auch an der schwierigen Nachwuchssituation und am Fachkräftemangel generell, da nur gut aufgestellte, moderne Betriebe gute Mitarbeiter werden rekrutieren können. Es gilt, das unseren Partnern, den Zahnärzten, bewusst zu machen. Ihnen muss klar sein, dass ein Labor und Zahntechnikermeister, auf deren Expertise und Leistungen Verlass ist, ein großes Asset sind, das natürlich seinen Preis hat.
In den kommenden Ausgaben wollen wir schwerpunktmäßig immer wieder über den digitalen Alltag im Zahnlabor erzählen und von Chancen im Teamwork der Zukunft. Damit wollen wir verdeutlichen, dass der ganze Berufsstand vor denselben Heraus- forderungen steht. Es sollen aber auch die Vorzüge der heimischen Zahntechnik herausgearbeitet werden. Von denen gibt es schließlich viele.
Euer
Richard Koffu