Gewerkschaft legt sich quer

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Seit kurzem sind die viel zu hohen neuen Sätze für die Lehrlingsentschädigung in Kraft. Sie kamen wie berichtet zustande, ohne dass die Bundesinnung in die Verhandlungen eingebunden war. Die Folgen sind bereits klar zu erkennen: Aus allen Bundesländern gibt es Berichte, wonach keine neuen Lehrlinge mehr eingestellt werden und in vielen Fällen Lehrlinge entlassen wurden.
„So traurig es ist – aber die Mehrkosten der neuen Regelung können sich viele zahntechnische Labore schlichtweg nicht leisten. Es wird daher auch immer weniger Lehrlinge geben, die unsere Berufsgruppe in Zukunft tragen werden, da jeder Betrieb genau überlegen wird, ob er ausbildet oder nicht“, sagt Bundesinnungsmeister Richard Koffu. Ursprünglich war mit der Gewerkschaft vereinbart gewesen, die neuen Sätze erst zu verhandeln, sobald das neue Berufsbild ausdefiniert ist. Diese Vereinbarung wurde allerdings nicht eingehalten. Mittlerweile gibt es ein detailliertes Konzept für das neue Berufsbild. Es ist vor allem den technischen Neuerungen in der Zahntechnik geschuldet. Geht es nach der Bundesinnung, soll es zusätzlich zu einer dreijährigen Lehre ein eigenes Ausbildungsjahr "Digitale Fertigungstechnik" geben. Auch Themen wie Kommunikation mit Kunden und Patienten sowie Hygiene werden stärker im Fokus der Ausbildung stehen. Allerdings legen sich die Gewerkschaft Younion und die Arbeiterkammer auch bei diesem Vorstoß der Innung quer. 2012 hatte die Gewerkschaft bereits abgelehnt, digitale Fertigung im Berufsbild festzuschreiben, allerdings gefordert, die Lehrzeit auf drei Jahre zu verkürzen. Heute will Younion unbedingt an vier Jahren Lehrzeit festhalten, „CAD-Technologie und Zirkonium“ ins Berufsbild aufnehmen und einen Ausbildungsverbund schaffen.
Die Bundesinnung werde allerdings an ihrem Entwurf festhalten und das Konzept keinesfalls noch weiter aufweichen, so Koffu. Immerhin wurden zu erwartende Einsprüche der Arbeitnehmerseite bereits berücksichtigt.
Unterdessen hat die Gewerkschaft Younion ein Schreiben an alle Lehrlinge gesendet, in welchem sie sich mit der Erhöhung der Tarife brüstet und dem Nachwuchs verspricht, sich weiterhin für seine Anliegen einzusetzen (siehe Faksimile). Bundesinnungsmeister Koffu dazu: „Die Chance, sich tatsächlich für Zahntechniklehrlinge einzusetzen, vergibt die Gewerkschaft allerdings gerade fahrlässig, indem sie das neue Berufsbild blockiert." Am Ende des Briefs wird den Lehrlingen dann noch nahegelegt, Younion beizutreten – für ein Prozent der Lehrlingsentschädigung als Beitrag. "Das ist schon bezeichnend“, so Koffu weiter.