Editorial Rot&Weiss 3/2017: AUS PRINZIP DAGEGEN

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

In Österreich haben in Sachen Arbeit, Ausbildung und Gehälter alle Seiten ein Wort mitzureden. Das ist gut so. Aber nicht immer funktioniert die Sozialpartnerschaft wie sie sollte: nämlich der Sache verpflichtet, mit den Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Fokus. Leider sind wir momentan damit konfrontiert, dass es nicht gut funktioniert. Nachdem die neuen Tarife für Lehrlinge ohne unser Zutun absurd hoch festgesetzt wurden, legen sich Gewerkschaft und Arbeiterkammer nun auch noch in Sachen neues Berufsbild quer. Unser Entwurf sieht vor, Lehrlinge zunächst in drei Jahren analog auszubilden und ihnen bereits digitale Grundkenntnisse zu vermitteln. Nach dem Abschluss mit Prüfung können die Berufeneren in einem vierten Jahr digitale Fertigkeiten lernen. Das neue Berufsbild entstand unter Mitarbeit zahlreicher Experten unterschiedlicher Fachbereiche. Es ist – das können wir ohne Weiteres so sagen – stimmig, zeitgemäß und es wird unserer Meinung nach den aktuellen Herausforderungen an die Zahntechnik gerecht. Außerdem haben wir Bedenken der Gewerkschaft, die wir aus vergangenen Verhandlungen kannten, einfließen lassen. Das Berufsbild weiter aufzuweichen, kommt für uns nicht infrage. Aber: Die Arbeitnehmervertreter lehnen es ab. Sie wollen grundsätzlich an einem Vierjahresmodell festhalten – was interessant ist, waren sie doch 2012 noch für eine dreijährige Ausbildung, allerdings ohne digitale Fertigung festzuschreiben. Eine schlüssige Begründung dafür gibt es nicht. Dass der Nachwuchs künftig auch mit neuen Technologien wird umgehen müssen, sehen sie zwar ein. Allerdings ist ihr Vorschlag, wie das in die Lehre integriert werden soll, vorsichtig gesagt, sehr originell. So sollen Betriebe, die selbst keine digitale Infrastruktur haben, ihre Lehrlinge für die entsprechenden Module einfach in andere Labore zum Lernen schicken.

Wir halten das für absurd. Es kann keinem Laborbetreiber zugemutet werden, dass er Lehrlinge aus anderen Betrieben ausbildet. Lehre ist aufwändig. Und schon heute bilden viele Kollegen nicht wenige Lehrlinge im Grunde für andere aus. Denn viele verlieren sie an Großlabore, Industriebetriebe oder Ambulatorien. Nur ein Beispiel: Allein im Zahntechnikverbund der Wiener GKK arbeiten 35 Zahntechniker. Wie viele Lehrlinge werden dort ausgebildet? Richtig, kein einziger. Das ist bezeichnend – zumal, wenn eine Vertreterin des Verbundes uns bei einer Sitzung erklären will, wie Ausbildung zu funktionieren habe. Lehrlinge aus anderen Unternehmen nebenbei ein bisschen mitauszubilden, kann man jedenfalls von niemandem verlangen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Es geht hier nicht um Geld, sondern um den Aufwand und die Zeit, die in Lehrlinge investiert werden muss. Dazu kommt natürlich, dass ein Lehrling mit den neuen Tarifen 80 Prozent mehr kostet als bisher. Die Bereitschaft auszubilden hält sich daher verständlicherweise grundsätzlich sehr in Grenzen – im Grunde gibt es sie bei sehr vielen Kollegen schlichtweg nicht mehr. Ein Ausbildungsverbund, wie ihn die Gewerkschaft fordert, kann in so einem Umfeld noch weniger funktionieren als unter vernünftigen Voraussetzungen. Außerdem bezweifle ich sehr, dass eine Ausbildung, in der Lehrlinge mitunter weite Wege zurücklegen müssten, für viele junge Menschen interessant ist. Gerade am Land kann es vom Ausbildungslabor bis ins nächste gut ausgestattete ein weiter Weg sein.

Am Ende würde die Lehre insgesamt leiden. Und mit ihr die ganze Branche. Dass hier blockiert wird, ist umso ärgerlicher, da wir mit der Landesberufsschule Baden (LBS) einen sehr guten Partner in der dualen Ausbildung haben. Die Zusammenarbeit funktioniert ausgezeichnet und die LBS hat immer wieder zugesagt, schnell und flexibel auf Änderungen in der Ausbildung zu reagieren. Kommen wir zu keiner Einigung, würde sich die dringend notwendige Änderung des Berufsbildes wieder verzögern. Aber diese Zeit haben wir nicht. 2012 hat die Gewerkschaft schon einmal eine Änderung des Berufsbildes platzen lassen. Hätten wir damals losgelegt, gäbe es heute bereits die ersten fertigen Fachkräfte mit modernerer Ausbildung.

In einem Schreiben an alle Lehrlinge brüstet sich die Gewerkschaft Younion übrigens mit den neuen Tarifen und verspricht den Lehrlingen, sich weiterhin für ihre Interessen stark zu machen. Die Chance, das tatsächlich anzugehen, vertut die Gewerkschaft jetzt aber fahrlässig. Am Ende des Briefs wird Lehrlingen dann noch nahegelegt, Younion beizutreten – für ein Prozent der Lehrlingsentschädigung als Beitrag. Auch das ist bezeichnend.

 

Euer

sign koffu

Richard Koffu

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