Editorial Rot&Weiss 5/2023: Zeigen, was Zahntechnik kann
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ein Blick genügt. Wenn man sich moderne Labore ansieht, besteht gar kein Zweifel daran, dass nichts mehr ist, wie es war. Die Zahntechnik von heute hat kaum noch etwas mit dem Lehrberuf gemein, den viele von uns in den vergangenen Jahrzehnten erlernt haben. Verstaubtes, lautes Arbeiten, in vielerlei Hinsicht rein handwerklich – das gibt es nicht mehr. Stattdessen arbeiten wir mit digitalen Mitteln, planen und entwerfen und modellieren am Computer, setzen alles mit neuesten Materialien und Fertigungstechnologien um. Kommunikation spielt dabei eine große Rolle, der Umgang mit Patienten, aber auch der mit Daten.
Unser Beruf ist seit Längerem hochtechnisch, hochmodern, angetrieben von Entwicklungen im digitalen Bereich. Er hat sich aber nicht nur in seinen technologischen Voraussetzungen verändert. Neue Methoden und Anwendungen verändern auch die Art, wie der Alltag in Laboren aussieht. Es wird flexibler – auch örtlich, Stichwort Homeoffice – und bringt neue Perspektiven. Fachleute, die mit digitalen Anwendungen umgehen können, können dies auch in anderen Feldern anwenden. Kurz gefasst: Vieles an der Zahntechnik heute ist zeitgemäß. So wie sich das viele junge Menschen wohl vorstellen. Möglichkeiten, auch von zuhause aus zu arbeiten, haben wir schon vor Corona im Kollektivvertrag vorgesehen, um qualifizierte Leute zu gewinnen. Dass es weiter in diese Richtung gehen wird, steht außer Zweifel. Für viele junge Menschen ist das ein zentrales Kriterium für einen guten Job, etwa dann, wenn sie eine Familie gründen wollen und neue Arten der Flexibilität nutzen können. Und doch ist es gleichzeitig
so: Von allen Seiten hören wir, dass es keine oder viel zu wenige Fachkräfte gibt, die unsere Arbeit in Zukunft abdecken werden, dass es schwierig ist, den passenden Nachwuchs zu finden. Und natürlich stimmt auch das leider. Die vielen Vorzüge eines derart modernen Berufs, wie es die Zahntechnik heute ist, sind zu wenigen bewusst. Wir müssen sie also entsprechend kommunizieren, um jene zu finden und zu halten, die wir brauchen. Es ist einerseits an jedem einzelnen Unternehmer, dies nach außen zu tragen, in seinem Umfeld bewusst zu machen, was Zahntechnik heute kann. Aber natürlich ist es für uns als Berufsgruppenvertretung ein wesentlicher Auftrag, die Attraktivität der Dentalen Technik zu kommunizieren. Wir machen uns viele Gedanken darüber, arbeiten laufend daran, die Zahntechnik schnellst- und bestmöglich so aufzustellen, dass vielversprechende junge Menschen in ihr eine berufliche Perspektive sehen. Das haben wir mit dem neuen Berufsbild gemacht, mit der neuen Lehre und der Meisterprüfungsordnung. Natürlich ist der Master-Lehrgang an der Fachhochschule in Villach ein ganz zentraler Aspekt unserer Arbeit in diesem Bereich. Denn wir müssen den Zugang zu unserem Beruf auch über diese Schiene denken: Es
Ebenso braucht es die vertikale Aufstiegsmöglichkeit über ein Masterstudium bis hin zum Doktorat.
Die AÖZ ist als international beachtete Bildungseinrichtung überhaupt zentral, wenn es um Weichenstellungen für Aus- und Weiterbildung in Österreichs Zahntechnik geht. Mit der neuen Rechtsform, die wir umsetzen konnten (siehe Seiten 8 und 10), haben wir nunmehr wieder die besten Voraussetzungen, den Standort und mit ihm die heimische Zahntechnik weiter voranzubringen. Bis es so weit war und die neue ARGE AÖZ gegründet werden konnte, mussten wir uns zweieinhalb Jahre dafür einsetzen. Das hat viel Zeit und Energie gekostet. Aber damit ist es nun vorbei. Wir arbeiten intensiv daran, das Angebot der AÖZ weiter zu verbessern, was ihr Programm angeht, aber auch ihre Infrastruktur. So wird das gesamte Gebäude mit seinen Räumlichkeiten neu gestaltet, die Ausstattung wird erweitert. Natürlich denken wir in diesem Zusammenhang auch die Bildungsmöglichkeiten auf einer FH weiter und wie diese mit der AÖZ verknüpft sein können. Das Potenzial für die heimische Zahntechnik ist groß. Nutzen wir es!
Euer
Richard Koffu