Editorial Rot&Weiss 4/2023: NEUE, ALTE AUTONOMIE
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
In der Akademie für Österreichs Zahntechnik (AÖZ) bleibt alles beim Alten. Und das ist eine gute Nachricht. Das betrifft natürlich nicht ihre Ausstattung, ihre Lehrangebote und die laufende Evaluierung und Adaptierung. Denn diese müssen sich laufend ändern, damit die AÖZ wie bisher immer am letzten Stand bleibt und den Anforderungen an unseren Beruf – die allesamt digital getrieben sind – Rechnung getragen wird.
Beim Alten bleibt es in der AÖZ, was fachliche Entscheidungen angeht. Wie bisher werden erfahrene Zahntechnikermeister und Unternehmer dort maßgeblich bestimmen, wohin sich die Top-Ausbildungsstätte weiterentwickelt. Vor Kurzem konnten wir als Berufsgruppenvertreter der österreichischen Zahntechniker nämlich durch- und damit umsetzen, wofür wir seit nunmehr zweieinhalb Jahren gekämpft haben: Die AÖZ bekommt eine neue Rechtsform, die sie nachhaltig vor Zugriffen und Einflussnahme von außen und vor allem von Fachfremden schützt. Die neue Arbeitsgemeinschaft (ARGE) AÖZ konnten wir erfolgreich fixieren, innerhalb der Wirtschaftskammer wurde das neue Modell bestätigt. Wir Landesinnungsmeister der Berufsgruppe Zahntechniker waren uns in dieser Sache – wie in allen anderen relevanten Themen – natürlich ohnehin einig. Details zur Einigung der ARGE lest Ihr auf den Seiten 8 und 9. Die neue Rechtsform stellt die AÖZ praktisch Innungen gleich – sie ist nun eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Wir können nun genauso Anträge und Forderungen stellen, etwa in der Wirtschaftskammer. Wir können völlig eigenständig arbeiten, können Spenden und Sponsoring generieren oder Förderungen abrufen.
Die volle Autonomie für die Ausbildungsstätte für Österreichs Zahntechniker ist damit rundum gegeben. Der Ausschuss des Vereins wird von den Zahntechnikervertretungen besetzt beziehungsweise mit kooptierten Mitgliedern, die Zahntechniker sein müssen, beschickt.
Laut der neuen Satzung ist die Kernaufgabe der AÖZ – es bleibt auch so gesehen beim Alten – Lehrabschluss- und Meisterprüfungen, die „Förderung der wissenschaftlichen Lehre, Aus- und Weiterbildung der Zahntechniker, Berufsanwärter und Vertreter verwandter Berufsbilder in der Zahntechnik.“ Die AÖZ ist weiterhin nicht auf Gewinn ausgerichtet, hier zählt der allgemeine Nutzen für unseren Beruf und seine Zukunft. Und sie ist: digital.
Auf einer Strategiesitzung in Wien haben wir weiter an Schwerpunktsetzungen für die Aus- und Weiterbildung in diesem Bereich gearbeitet. Im Herbst geht die Klausur in die zweite Runde, wir werden hier davon berichten. Der Beruf entwickelt sich jedenfalls weiter – und zwar ganz klar in Richtung rein digitale Technologien. Mit der Künstlichen Intelligenz ist eindeutig, dass das Analoge ein Auslaufmodell ist. Das muss an allen Ecken und Enden der Arbeit in Labors, in der Lehre, Meisterausbildung und darüber hinaus in Theorie und Praxis berücksichtigt werden. Mit dem neuen Berufsbild und der neuen Meisterprüfung haben wir bereits große Schritte in diese Richtung getan. Mit dem FH-Masterlehrgang in Villach ist ein weiterer gelungen. Aber es muss in dieser Art weitergehen. Die FH-Ausbildung für Zahntechnikermeister kann ein probates Mittel gegen Fachkräftemangel sein, auf jeden Fall ermöglicht sie bestmögliche Ausbildung für Zahntechniker. Kooperationen mit Experten aus anderen Fachbereichen werden in diesem Zusammenhang immer wichtiger. Derzeit erarbeite ich mit Professoren der FH Konzepte und Inhalte für ein neues Regelstudium, das wir ehestmöglich umsetzen wollen.
Kommunikation ist aber auch im zahntechnischen Alltag das Um und Auf – und der einzige Bereich, in dem das Analoge weiter wichtig sein wird. Es muss klar sein, dass komplexe Arbeiten nur im Dreieck Arzt, Patient und bestausgebildeter Zahntechnikermeister im Sinne aller Beteiligten gut umgesetzt werden können.
Und hier schließt sich der Kreis zur AÖZ wieder: Denn sie wird einen wichtigen Teil beitragen, um dem zahntechnischen Nachwuchs für dieses berufliche Umfeld mit seinen vielen spannenden Seiten zu rüsten. Dazu wird auch die AÖZ weiterentwickelt: durch einen großen Um- und Zubau. Wir haben die Akademie bereits mit Architekten begangen, erste Grobplanungen wurden erstellt. Jetzt geht es an Ausschreibungen und Vergaben. Auch davon lest ihr hier demnächst mehr.
Euer
Richard Koffu