Editorial Rot&Weiss 6/2022: WENN SICH DINGE ÄNDERN MÜSSEN
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
2023 liegt nur noch wenige Wochen vor uns und mit dem neuen Jahr wird sich auch in Österreichs Zahntechnik vieles bewegen. So beginnt im Februar das neue Masterstudium „Digitale Dentaltechnik“ an der Fachhochschule Kärnten. Der berufsbegleitende Lehrgang wird Zahntechnikermeistern, Zahnärzten und Absolventen unterschiedlicher technischer Studien wichtiges Rüstzeug für die Zahntechnik und Dentalbranche von morgen mitgeben.
Aber nicht nur damit ist Österreich in Sachen Aus- und Weiterbildung für Zahntechniker in einer Vorreiterrolle. Gleiches gilt auch für die neue Meisterprüfungsordnung, die Lehre neu und natürlich Kurse und Prüfungen in der Akademie für Österreichs Zahntechnik (AÖZ).
Laufend daran zu arbeiten, diese Angebote weiter auszubauen und immer wieder nachzuschärfen, verstehen die Landesinnungsmeister der Berufsgruppe Zahntechniker und ich als eine der großen Kernaufgaben der Standespolitik. Unser Beruf wird sich weiter wandeln und mit Antworten von gestern werden wir den neuen digitalen Herausforderungen nicht gerecht werden. Dafür wollen wir als Zahntechnikervertreter in der Standespolitik mit vollem Einsatz arbeiten. Aber: Leider gibt es seit geraumer Zeit Versuche von berufsfremder Seite, uns dabei zu behindern.
Laufend kommen Querschüsse aus der Bundesinnung der Gesundheitsberufe, genauer gesagt von deren Vorsitzendem, einem Hörgeräteakustiker aus dem Burgenland. Vorsichtig gesagt hat dieser nicht viel Ahnung von Dingen außerhalb des Tellerrandes seines eigenen Geschäfts. Dass jemand von absolut unberufener Stelle erfolgreiche Standespolitik in einem Berufsfeld, von dem er nichts versteht, sabotiert, ist nicht länger zu akzeptieren. Die Einmischungen haben schließlich keinerlei sachliche Gründe, dahinter steht – wieder vorsichtig gesprochen – eine Reihe von Verhaltensauffälligkeiten. Für die Zahntechnik bestmögliche Arbeit zu leisten wird unter diesen Voraussetzungen immer schwieriger. Und das können wir natürlich nicht zulassen, dazu ist die Zukunft unseres Berufes zu wichtig.
Seit einiger Zeit fordern wir darum, die Berufsgruppe Zahntechnik aus der Bundesinnung der Gesundheitsberufe herauszulösen und sie wieder zu einer eigenständigen Innung zu machen. Nur so kann dieses Problem gelöst werden. Dafür ist gesetzlich das sogenannte B-Modell vorgesehen, siehe auch Seite 10. Allein damit wäre die völlige Autonomie der Innung der Zahntechnik gesichert. Nur, wenn wir allein über unsere Arbeit, über unsere finanziellen Mittel (die Berufsgruppe hat sehr gut gewirtschaftet und steht auch in dieser Hinsicht ausgezeichnet da) bestimmen können, können wir wichtige Maßnahmen in Zeiten eines großen Wandels umsetzen.
Darum müssen wir auch zu drastischeren Mitteln greifen, sollte dies nicht möglich sein. Meine Kollegen Landesinnungsmeister und ich haben daher einstimmig beschlossen, Konsequenzen zu ziehen, wenn in Sachen B-Modell keine Bewegung ins Spiel kommt. Wie auf Seite 10 genau nachzulesen ist, werden wir dann unsere Tätigkeiten, was Prüfungen, Kurse etc. angeht, einstellen. Wie in Österreich Lehrabschlussprüfungen und Meisterprüfungen organisiert und abgenommen werden sollen, ist dann eine Frage, der man sich in der Wirtschaftskammer und im Wirtschaftsministerium genauer widmen müssen wird.
Wir sind eine kleine Gruppe in der Wirtschaftskammer, die aber einig ist und gemeinsam stark auftritt. Das gilt auch für Kritik an der Kammer, wo sie nötig ist. Auf Befindlichkeiten innerhalb der Kammer Rücksicht zu nehmen, ist nicht die Aufgabe einer Zahntechnikerinnung – diese muss allein die Interessen des Berufsstandes vertreten. Wir werden hier weiter berichten.
Bis dahin wünsche ich eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute, viel Glück und Gesundheit für 2023!
Euer
Richard Koffu